Chats bei Messenger-Diensten wie WhatsApp oder Telegram waren in den letzten Monaten immer wieder großes Thema in den Medien. Vorfälle, in denen Polizist:innen rechte Inhalte in ihren Chats teilen, sind gleich in mehreren Städten bekannt geworden. Das Problem an diesen Chatgruppen sind allen voran natürlich die Inhalte selbst – aber auch die Tatsache, dass sie so lange unerkannt bleiben konnten. Warum rechte WhatsApp Gruppen so gefährlich sind und wie wir dagegen vorgehen können.
Rechte WhatsApp Gruppen werden nicht offen als solche betitelt
Mit rechten Chatgruppen bei WhatsApp und Co. verhält es sich anders als bei rechten Demos oder öffentlichen Veranstaltungen rechter Parteien. Sie sind eben nicht öffentlich, die Mitglieder werben nicht offen für neue Mitglieder oder zeigen der Öffentlichkeit ihre Meinung und Einstellung. Stattdessen werden rechte Inhalte sozusagen hinter verschlossenen Türen geteilt. Oft sind solche Chatgruppen auch überhaupt nicht offen rechts. Es kann sich dabei um Gruppen mit Bekannten, Arbeitskolleg*innen oder dem Fußballverein handeln. Jede Gruppe, in der viele Mitglieder aufeinandertreffen, kann potenziell zur rechten Chatgruppe werden – auch ohne, dass alle Teilnehmer*innen der Gruppe eine rechte Gesinnung mitbringen.
Der Nutzen von rechten Chatgruppen: Menschen überzeugen
Rechte WhatsApp-Gruppen werden unter anderem natürlich dafür genutzt, dass gleichgesinnte Menschen sich über ihre Meinung zu unterschiedlichen Themen austauschen können. Sie können allerdings auch noch einem ganz anderen Zweck dienen: weitere Menschen überzeugen und sie für die eigene Einstellung gewinnen. Das ist besonders in Vereinsgruppen, Chatgruppen mit dem Kollegium oder entfernten Bekannten möglich. Ein rassistischer oder sexistischer Witz hier, ein rechtes Meme, ein paar Bilder und Videos dort und ein gelegentliches Einwerfen fragwürdiger, rechter Aussagen – natürlich so, dass alle Aussagen als Spaß getarnt werden können, falls doch einmal Gegenwind kommt. Schon ist es möglich, Menschen nach und nach zu überzeugen – besonders diejenigen, die sich in ihrer politischen Einstellung unsicher sind oder vielleicht aktuell unzufrieden mit einigen Dingen im Land sind. Das Problem daran: Die eigentliche Einstellung von rechtsextremen Gruppen, AfD und Co. wird dabei natürlich verharmlost und als volksnah dargestellt. Ob es um die Aufhebung aller Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie geht oder um das Thema Migration – unzufriedene Menschen lassen sich leichter überzeugen. Umso gefährlicher ist die Situation, die durch solche Chats entsteht.
Darum sind rechte WhatsApp Guppen so gefährlich
Es gibt gleich mehrere Gründe, aus denen rechte WhatsApp Gruppen gefährlich sein können. Zum einen können sie dafür sorgen, dass Menschen, die bisher schon eher rechts eingestellt waren, in die extremistische Richtung abdriften können. Durch Chatgruppen entsteht eine Art Bubble, ein geschützter Ort, an dem jede*r die Aussagen teilen kann, die er oder sie in der Öffentlichkeit sicherlich nicht von sich geben könnte, ohne Gegenwind durch einige Menschen zu erhalten. In rechten Chats hingegen wird vermittelt, dass solche Aussagen in Ordnung sind und man sich dafür nicht schämen müsse.
Zum anderen bleiben rechte WhatsApp Gruppen lange unentdeckt, wie die Beispiele bei der Polizei uns gezeigt haben. Im Gegensatz zu den Chats bei Facebook wird der Inhalt bei WhatsApp Chats nicht kritisch geprüft – beim Messengerdienst Telegram erst recht nicht. Solange der Admin der Gruppe die entsprechenden Mitglieder nicht entfernt oder den Inhalt meldet, wird in der Regel nichts passieren – obwohl sich Nutzer*innen bereits durch den Empfang und das Weiterleiten extremistischer Inhalte strafbar machen können. Aber, wo kein Kläger, da kein Richter. Chatgruppen können also unentdeckt dazu genutzt werden, andere Nutzer*innen zu radikalisieren und sie in die rechte Szene zu integrieren.
Gegen rechte Chatgruppen angehen – durch Aufklärung & Information
Es ist wichtig, dass wir diese Entwicklungen, die durch private Chatgruppen entstehen können, nicht einfach unter den Teppich kehren. Rechtsextremismus, Rassismus, Sexismus und Diskriminierung jeglicher Art haben auch in Chats nichts zu suchen. Nur, weil die Nutzer*innen sich nicht unbedingt öffentlich rassistisch äußern, macht es die Aussagen nicht weniger schlimm – viele von ihnen sind sogar strafbar, nicht umsonst wurden strafrechtliche Ermittlungen gegen Polizisten eingeleitet, die Teil der rechtsextremen Chatgruppen waren. Wichtiger ist jedoch, die Entstehung dieser Gruppen im Keim zu ersticken. Wir müssen Menschen darüber aufklären, welche Ziele AfD und Co. wirklich verfolgen und warum die Unterstützung extremistischer Gruppen nicht die Lösung dieses Problems sein kann. Durch Information, Kommunikation und Aufklärung können rechten WhatsApp Gruppen den Wind aus den Segeln nehmen.
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