Beauftragen Unternehmen einen Coach, geht es dabei nicht immer um ganze Teams. Oft werden Coachings auch für einzelne Mitarbeiter*innen angeboten – zum Beispiel als Maßnahme zur Mitarbeiterentwicklung oder als Fortbildung für (angehende) Führungskräfte. Können diese Einzelcoachings aber auch ganze Teams voranbringen oder profitiert nur der oder die Coachee davon? Ich erkläre heute, was Einzelcoachings von Gruppencoachings unterscheidet, warum solche Coachings besonders für Führungskräfte interessant sind und wie das gesamte Team davon profitieren kann.
Was ist ein Einzelcoaching und was unterscheidet es von einem Gruppencoaching?
Bei einem Einzelcoaching handelt es sich um 1-zu-1-Begegnungen zwischen Coach und Mitarbeiter*in. Anders als beim Gruppencoaching können Teilnehmer*innen hier intensiv auf ihre Sorgen, Probleme und Herausforderungen eingehen und können ihren Fokus ganz auf sich selbst legen. Im Einzelcoaching geht es oft darum, sich in neue Situationen einzugewöhnen, etwa nach einer Umstrukturierung oder einer Beförderung, oder um die Reflexion bisheriger Tätigkeitsfelder. Einzelcoachings zeichnen sich dadurch aus, dass sie individuell geplant und flexibel an die Teilnehmenden angepasst werden. Anders als beim Gruppencoaching gibt es nicht immer einen festen Fahrplan für die Zusammenarbeit – auch die Methoden, die zum Einsatz kommen, unterscheiden sich von einem Gruppencoaching. Ein Einzelcoaching ist gesprächsintensiver und wird oft durch langfristige Übungen wie das Führen eines Tagebuchs oder regelmäßige Zielformulierungen begleitet.
Welche Anlässe gibt es für ein Einzelcoaching und welche Ziele verfolgt es?
Genauso wie Gruppencoachings können auch Einzelcoachings zu unterschiedlichen Anlässen beauftragt werden. Mögliche Anlässe sind zum Beispiel diese:
- Transformation & Umstrukturierung im Unternehmen
- Selbstreflexion & Selbststeuerung
- Betriebliches Gesundheitsmanagement
- Beförderung & Wechsel in eine neue Rolle
Das Ziel eines Einzelcoachings ist es dabei nicht, eine*n perfekte*n Mitarbeiter*in zu kreieren. Vielmehr geht es um Selbstreflexion und persönliche Weiterentwicklung. Je nach Anlass können diese Coachings zahlreiche Ziele verfolgen:
- Berufliche Ziele erkennen, festlegen und verfolgen
- Handlungs- und Denkmuster erkennen und optimieren
- Annehmen einer neuen Rolle und ihrer Aufgaben
- Mentale Gesundheit erhalten & fördern
- Stärken und Schwächen erkennen
Die Grenzen zwischen beruflichen und privaten Herausforderungen verschwimmen bei einem Einzelcoaching schnell. Wer zum Beispiel in die neue Rolle einer Führungskraft einsteigen soll, entwickelt sich oft nicht nur beruflich, sondern auch privat weiter. Besonders die Work-Life-Balance wird oft ganz bewusst in Gesprächen thematisiert – einer der Gründe, aus denen Coachings auch als Maßnahme des betrieblichen Gesundheitsmanagements dienen können.
Warum Einzelcoachings besonders für Führungskräfte wichtig sind
Viele Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeiter*innen spezielle Schulungen, Fortbildungen oder Coachings an, wenn sie in eine Führungsposition befördert werden. Das kann gleich mehrere Gründe haben:
Vorbildfunktion der Führungskraft
Jede Führungskraft agiert als Vorbild für das Team. Ein simples Beispiel dafür ist Pünktlichkeit: Wer als Führungskraft Pünktlichkeit zum Arbeitsbeginn und zu Meetings von seinen Mitarbeiter*innen erwartet, sollte sich auch selbst an diesen Grundsatz halten. Teammitglieder verlieren schnell den Respekt vor Regeln und Absprachen, wenn Führungskräfte sich nicht daran halten. In einem Coaching lernen Führungskräfte, welchen Einfluss ihr Verhalten auf das Team haben kann und worauf sie besonders achten müssen. Auch die richtige Kommunikation, Ansätze zum Delegieren von Aufgaben sowie Methoden zum Konfliktmanagement können in diesem Coaching thematisiert werden.
Einarbeitung in Führungsaufgaben
Wer sich in einem Unternehmen hocharbeitet und nicht bereits als Führungskraft einsteigt, muss erst einmal wieder viele neue Dinge lernen – auch, wenn er oder sie das Unternehmen bereits seit Jahren kennt. Nicht umsonst entstehen immer wieder Probleme und Konflikte innerhalb von Teams, wenn ein*e Mitarbeiter*in aus dem operativen Team zur Führungskraft befördert wird. Wer fachlich top qualifiziert ist, muss sich als Führungskraft trotzdem neu einarbeiten. Wird diese Einarbeitung durch den Arbeitgeber nicht gefördert – etwa durch ein Coaching oder eine Fortbildung – kann es zu Problemen in der Zusammenarbeit kommen.
Reflexion und Zielsetzung
Nicht nur für Teammitglieder, sondern auch für Führungskräfte ist es wichtig, Klarheit zu gewinnen: Wie funktioniert die Teamführung aktuell, welche Ziele verfolgen sie damit und wie können sie erreicht werden? Um das Team zum größtmöglichen Erfolg zu bringen, ist die Zielsetzung der Führungskraft eine der wichtigsten Grundlagen. Aus diesem Grund sind Coachings nicht nur für neue, sondern auch für erfahrene Führungskräfte interessant. Sich selbst zu reflektieren und sich auf neue Ansätze der Mitarbeiterführung einzulassen, zeigt Motivation und Leidenschaft für den Job.
Wie Teams vom Einzelcoaching ihrer Führungskräfte profitieren
Nicht nur die Führungskräfte selbst profitieren von einem spezialisierten Einzelcoaching – ist das Coaching ein Erfolg, kann sich das gesamte Team dadurch verbessern. Coaches unterstützen dabei, Ziele klar zu formulieren und konkrete Maßnahmen zu entwickeln, um sie zu erreichen. Dabei geht es sowohl um individuelle Ziele für die Führungskraft selbst als auch um Ziele, die das gesamte Team betreffen. Werden diese Ziele im Coaching verdeutlicht, erleichtert das die Handlungsempfehlungen, die an die einzelnen Mitarbeiter*innen weitergegeben werden. Insbesondere die Kommunikation wird in einem Coaching verbessert. Neben klarer Zielsetzung lernt die Führungskraft auch, diese an ihr Team weiterzugeben und Möglichkeiten zum Erreichen dieser Ziele zu erarbeiten.
Die Vorteile für Teams im Überblick:
- Klare Kommunikation durch die Führungskraft
- Deutliche Formulierung der Ziele
- Neue Ansätze zum Erreichen der gemeinsamen Ziele
Ob Einzel- oder Gruppencoaching – der richtige Coach bildet die wichtigste Grundlage
Unabhängig von der Art des Coachings – der Erfolg ist vor allem von einem Faktor abhängig: dem Coach. Die erste Herausforderung, die Unternehmen meistern müssen, ist die Suche nach dem passenden Coach. Abhängig von der Art des Unternehmens, der Arbeitgebermarke und dem Arbeitsumfeld kann hier nicht immer eine rein objektive Entscheidung getroffen werden. Achten Sie im ersten Schritt darauf, dass Ihr Coach die benötigten Qualifikationen mitbringt und Ihre Führungskräfte und Teams wie benötigt betreuen kann. Im nächsten Schritt spielt aber auch das Bauchgefühl eine wichtige Rolle: Passt der Coach zur Einstellung Ihres Teams oder besteht möglicherweise Konfliktpotenzial mit der Führungskraft? Halten Sie die Augen nicht nur nach jemandem mit perfekter Qualifikation offen, sondern legen Sie auch Wert auf die menschlichen Faktoren. Je besser sich Coach und Coachee verstehen und je mehr sie sich vertrauen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für Erfolg.
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